Der alte Herr
Eine schöne Limousine
Es war einmal im Jahre 1993 auf der Techno Classica, als dem Club ein Auto eines über 80jährigen Herrn angeboten wurde, welches nur gute 28000 km auf dem Tacho hatte.
Es war eine marinablaue Limousine im sehr guten Originalzustand - bis auf den Frontschaden. Der ältere Herr hatte in der Dunkelheit eines späten Abends einen Bagger übersehen, und somit ein Grund für Ihn, den Führerschein und auch das Auto abzugeben.
Verrückt genug waren wir, Andrée und ich, das im Frontbereich stark beschädigte Vehikel zu kaufen, denn was war das für eine gute Gelegenheit, an ein Fahrzeug zu kommen, welches weder verbastelt noch verheizt war. Ein guter Freund von uns erlaubte das Nutzen seiner Gerätschaften, die er als KFZ-Mechaniker-Meister hat, und sein Vater als Lackierer half uns auch sehr.
Vor einer Lackierung des Vorderwagens aber steht das Instandsetzen - Andrée hat Wochen in der Halle verbracht, um den vorderen Teil des Typ 3 in die richtige Position und Form zu bringen. Neuteile, die wir damals noch ohne Probleme kaufen konnten, halfen dabei sehr.
Um es kurz zu fassen, mächtig viele Schweißtropfen sind vergossen worden, bevor der Wagen endlich zusammengebaut und mit neuen Nummernschildern versehen vor uns stand.
Das war der Beginn einer wunderschönen Zeit, es macht wahnsinnig viel Spaß, mit einem solch' gutem Auto über Landstraßen zu fahren, zu tanken, es zu waschen, zu Treffen zu fahren usw...
Lange war mir dieser Spaß nicht gegönnt (ich fuhr schonend, dennoch täglich!!! mit dem Auto zur Arbeit). Es gibt nämlich Menschen auf dieser Erde, die wohl Freude daran haben, vorne auf die Stoßstange zu steigen, über die Haube zu laufen, dann auf dem Dach einen Freudentanz zu tanzen, um dann über die hintere Haube wieder das Auto zu verlassen. Punkt. Mit dem Erfolg, einige Beulen zu hinterlassen (und Tränen bei mir...).
Naja, was tun? Wieder reparieren, finanziell auch kein Problem, da das Auto Oldtimer- und vollkaskoversichert war. Nun wurde also auch der Teil ab den A-Säulen nach hinten hin lackiert. Frischlackierte Felgen wurden samt nagelneuer originaler Typ-3-Radkappen auch noch spendiert, so sah der Wagen nach der Fertigstellung noch besser aus, als vorher.
Wieder hatte ich viel Freude am Fahren, wenn da nicht der Mercedes-Fahrer gewesen wäre, der mein Bremsen missachtete und mir nur leicht, dennoch wirksam, hinten rein fuhr. Nicht schlimm, aber die Stoßstange kam an den Kotflügel und dort platzte der Lack ab und es war eine Beule drin. Toll. Aber auch das haben wir behoben. Ebenso die kaputte Windschutzscheibe, die mir auf der A3 bei Tempo 120 km/h auf der mittleren Spur in tausende Glassplitter zersprungen ist (waren auch erlaubte 80 km/h, und Rollsplitt zudem...). Ihr glaubt ja nicht, wo wir die Splitter noch nach Jahren gefunden haben. Und gerade mal ein Jahr nach der neuen Scheibe hatte ich dort auch schon wieder ein Loch dank Steinschlag drin, welches sich laut fachmännischer Beratung beim Glaser auch nicht reparieren ließ.
Ich hatte das Gefühl, das Auto mag es nicht, ganz zu sein. Wie recht ich hatte. November 1997, ca. 17 Uhr, es dämmerte schon stark (wir hatten aber Licht an...), als uns in einer Linkskurve einer abknickenden Vorfahrtstraße ein anderer Wagen sozusagen »volle Breitseite« von der Straße schob. Uns ist dank der stabilen Karosse des Typ 3 nichts passiert, der Wagen hingegen war hin. Linke Seite: alles kaputt. Dach mit leichtem Knick, Armaturenbrett (das Metall darunter) mit starkem Knick und noch vieles mehr hinüber. Zeit für den Abschied. Jetzt haben viele Leute gute Ersatzteile für Limousinen, wir noch mehr im Keller liegen.
Es war schön mit der Limousine, und wir hatten bis 1999 ja auch noch einen TL, da war der Abschied nicht so schwer, ein Typ 3 war noch da. Jetzt lebt der TL zwar auch nicht mehr (Alfa ist auch nicht schlecht...),
aber einen Variant haben wir 1999 noch für kleine Mark gekauft, der ist nicht gut, aber witzig, jetzt fehlt uns momentan nur die Zeit, ihn zu restaurieren.
Aber in unserer Familie ist wieder ein guter Typ 3, wieder eine marinablaue Limousine.
Den zwischenzeitlich gefahrenen 32 B, einen Passat von 1987, der hat ja auch schon fast Kultstatus als Zweitwagen der Typ-3-Fahrer(innen), habe ich in gute Hände abgegeben.....